Dem Gymnasium als Musiker treu bleiben
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Nordkurier vom 29.01.2011, F.Lucius
Wie es sich anfühlen wird ohne Pausen-Klingeln, ohne Lehrer-Konferenz, ohne Klausur-Kontrollen? Reiner Stieber weiß es. "Wenn es in die Ferien geht, ist es ja auch so", sagt der Mathe- und Physiklehrer und stellvertretende Schulleiter am Pasewalker Oskar-Picht-Gymnasium. Erst später werde sich zeigen, was fehlt, wenn es nicht wie sonst nach den Ferien wieder losgeht. Am kommenden Montag hat Reiner Stieber seinen letzten Arbeitstag. Das Lehrer-Personalkonzept, das letztmalig für Lehrer seines Jahrganges greift, ermöglich dem 55-Jährigen das Ausscheiden.
Eigentlich wollte der gebürtige Eislebener Physik studieren, was aber nicht klappte. "Mein ehemaliger Physiklehrer hat mich dann auf den Gedanken gebracht, Lehrer zu werden", berichtet Reiner Stieber. Nach dem Studium in Halle sei er dann mit seiner Frau Gudrun, die ebenso die Fachrichtung Mathe/Physik studiert hatte, 1977 nach Pasewalk gekommen. Hier unterrichtete er an der damaligen Polytechnischen Oberschule (POS) Arnold Zweig in der Oststadt. Zwei Schüler-Jahrgänge führte er an der POS von der fünften bis zur zehnten Klasse. "An der Erweiterten Oberschule, EOS, wurde im Jahr 1989 ein Mathelehrer gesucht. So bin ich dann in diesem Jahr gewechselt", erinnert sich Reiner Stieber. Der Unterricht an der EOS sei schon eine Umstellung gewesen, weil beispielsweise der Unterrichtsstoff viel weitergehend vermittelt wird. "Ich habe mehr Mathe unterrichtet. Schüler die das Fach Physik gewählt haben, waren meist interessiert und motiviert. Ich habe gerne in den oberen Klassen gearbeitet", sagt Reiner Stieber. Von einigen Schülern sei er als Lehrer auch gefordert worden. "Ich kann mich an einen Schüler erinnern, der in Physik ständig Fragen gestellt hat. Da musste ich das ein oder andere Mal nach dem Unterricht zu Hause erst nachsehen", meint der 55-Jährige. Dass dieser Schüler dann selbst Mathe- und Physiklehrer werden wollte, sei auch eine Bestätigung der eigenen Arbeit. Als Lehrer habe er versucht, gegenüber den Schülern nicht streng zu sein. "Das musste ich auch nicht. Es liegt mir auch nicht, den strengen Lehrer herauszukehren. Natürlich ist das immer eine Gradwanderung und kann auch ausgenutzt werden. Aber es hat funktioniert", sagt der Pädagoge. Nach einer Einarbeitungszeit wurde Reiner Stieber im Jahr 1991 stellvertretender Schulleiter am Pasewalker Gymnasium. Mit den Kollegen wie auch mit Schulleiter Rüdiger Hundt habe es stets eine gute Zusammenarbeit gegeben.
Dem Pasewalker Gymnasium will Reiner Stieber treu bleiben. Er ist Mitglied bei den Kammerpichtle(h)rn und spielt in diesem Musik-Ensemble Cello. Besser beherrschen wolle er in Zukunft die Gitarre. Reiner Stieber umschreibt damit, womit er sich künftig unter anderem mehr als Lehrer im Ruhestand beschäftigen möchte.
